Freddy der Grashüpfer

Veröffentlicht am 24. Juli 2023 um 06:00
Freddy der Grashüpfer

Liebster Freddy!

 

Am Montag vor einer Woche, gegen Abend, saß ich in meinem Bastel-Chaosbereich am Computer. Die Balkontür war geöffnet und plötzlich hörte ich dich, doch dachte mir (außer dass du dich schwerer anhörtest als deine tierischen Geschwister wie Schnaken, Bienen oder Nachtfalter) nix dabei. In der Regel fand bislang jeder wieder den Weg nach draußen. 

Bis zum nächsten Morgen. 

 

Wieder einmal am PC sitzend frönte ich relativ konzentriert meiner Arbeit, bis du auf meinem Schreibtisch gefallen bist. Ich traute mich gar nicht recht nachzuschauen, denn du landetest hinter dem Bildschirm. Mit einem eher mulmigen Gefühl blickte ich vorsichtig hinter und sah dich da stehen. Ganz still, sodass ich glaubte, du seist verletzt oder gar Tod. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich noch immer nicht wer bzw. was du bist. Nur eines, du gleichst keinem der Tiere, die sich bis Dato bei mir verirrt hatten. 

Etwas überfordert holte ich mir einen Teller aus der Küche, mit der Hoffnung, dass du da vielleicht herauf läufst und ich dich in die Freiheit entlassen kann. Doch mit laufen war nix, du begannst zu hüpfen und wie. Schließlich landetest du auf dem Fußboden in einer Ecke und bliebst auch hier wieder ganz still liegen. 

 

Nachdem der Teller wieder aufgeräumt und ich dich da so ruhig sitzen gesehen hatte, arbeitete ich einfach weiter. Bis du dich an meinem Arm bemerkbar machtest. Du warst also,  nicht wie vermutet, verletzt oder Tod und mir wurde klar, da muss ich jetzt etwas tun. 

Das Fenster stand für dich offen, doch du fandest es nicht, gingst sogar eher in die entgegengesetzte Richtung. So nahm ich mir einen Besenstiel zur Hilfe, denn ich hatte bemerkt, dass du beim Nahen des Stiels in Bewegung kamst. So lotste ich dich glücklicherweise aus dem Fenster heraus und kann jetzt nur noch hoffen, dass du das ganze überlebt hast.

 

Auch wenn ich immer noch nicht wusste, was du bist und ich mich auch nicht traute, dich genauer anzusehen, war es in jedem Fall ein wahrliches Highlight in dieser Woche. 

 

Deine 

Nadine 

 

Warum ich das Dir erzähle 

Der Ein oder andere wird sich jetzt vielleicht fragen, weshalb ich daraus so ne Story mache. Schließlich sind Grashüpfer nichts Weltbewegendes und quasi überall zu finden.

Doch wenn Du nicht mit einer gängigen Sehkraft gesegnet bist, dann ist das schnell etwas ganz Neues für Dich. 

Das meiste Kleingetier nimmst Du eher als Punkt oder Strich wahr, gehst nach dem gehört, was es sein könnte. Doch, wenn dann plötzlich etwas Größeres auf Deinem Tisch landest und Du es in der Natur nicht sehen kannst, geht da schon so einiges in einem vor.

Hätte ich kein Foto von Freddy gemacht und meiner Mutter gezeigt, wüsste ich gar nicht mit Sicherheit, was es wäre. Ich vermutete zwar nach der Bildbearbeitung, dass es ein Grashüpfer sein könnte, aber sicher war ich mir nicht. Wie auch, hatte ich doch in den ganzen 43 Jahren meines Lebens keinen in Real Life gesehen. 

 

Damit es gleichgesinnten leichter haben und nicht mit einem mulmigen Gefühl rätseln müssen, falls ihnen ähnliches geschieht, möchte ich hier (sagen wir mal) für etwas Aufklärung sorgen. 

Na ja, und soweit ich weiß, werden Grashüpfer auch nicht unbedingt von Normalsehenden gesichtet. 

 

Aber da ist noch mehr, Gottes Detailreichtum 

Ich muss zugeben, dass ich mir das Foto noch immer nicht genau ansehen kann, ist ja schließlich irgendwie ein fremdes Wesen. Doch eines wurde mir direkt beim schnellen Blick bewusst:

Wie detailverliebt muss man sein, um so ein Wesen zu kreieren? Die Farbe, die Füße und Statur, diese Flinkheit, Beweglichkeit. Ich war einfach fasziniert von all dem. 

So kam mir direkt auch die Stelle aus der Bibel in den Sinn, als Jesus seinen Nachfolgern das Gleichnis von den Blumen und Vögeln machte, um aufzuzeigen, dass sich Gott um wirklich alles sorgt und uns auch versorgt. 

Ich finde, da war und ist wirklich ein Meister am Werk, der seine Geschöpfe liebt, egal ob Insekt, Grashüpfer oder/und Mensch.

 

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