Freddy der Grashüpfer
Liebster Freddy!
Am Montag vor einer Woche, gegen Abend, saß ich in meinem Bastel-Chaosbereich am Computer. Die Balkontür war geöffnet und plötzlich hörte ich dich, doch dachte mir (außer dass du dich schwerer anhörtest als deine tierischen Geschwister wie Schnaken, Bienen oder Nachtfalter) nix dabei. In der Regel fand bislang jeder wieder den Weg nach draußen.
Bis zum nächsten Morgen.
Wieder einmal am PC sitzend frönte ich relativ konzentriert meiner Arbeit, bis du auf meinem Schreibtisch gefallen bist. Ich traute mich gar nicht recht nachzuschauen, denn du landetest hinter dem Bildschirm. Mit einem eher mulmigen Gefühl blickte ich vorsichtig hinter und sah dich da stehen. Ganz still, sodass ich glaubte, du seist verletzt oder gar Tod. Bis zu dem Zeitpunkt wusste ich noch immer nicht wer bzw. was du bist. Nur eines, du gleichst keinem der Tiere, die sich bis Dato bei mir verirrt hatten.
Etwas überfordert holte ich mir einen Teller aus der Küche, mit der Hoffnung, dass du da vielleicht herauf läufst und ich dich in die Freiheit entlassen kann. Doch mit laufen war nix, du begannst zu hüpfen und wie. Schließlich landetest du auf dem Fußboden in einer Ecke und bliebst auch hier wieder ganz still liegen.
Nachdem der Teller wieder aufgeräumt und ich dich da so ruhig sitzen gesehen hatte, arbeitete ich einfach weiter. Bis du dich an meinem Arm bemerkbar machtest. Du warst also, nicht wie vermutet, verletzt oder Tod und mir wurde klar, da muss ich jetzt etwas tun.
Das Fenster stand für dich offen, doch du fandest es nicht, gingst sogar eher in die entgegengesetzte Richtung. So nahm ich mir einen Besenstiel zur Hilfe, denn ich hatte bemerkt, dass du beim Nahen des Stiels in Bewegung kamst. So lotste ich dich glücklicherweise aus dem Fenster heraus und kann jetzt nur noch hoffen, dass du das ganze überlebt hast.
Auch wenn ich immer noch nicht wusste, was du bist und ich mich auch nicht traute, dich genauer anzusehen, war es in jedem Fall ein wahrliches Highlight in dieser Woche.
Deine
Nadine